Mit Turbinenantrieb gen Osten
Ruedi Widmer über Kissinger, Appenzell und Terraforming
Henry Kissinger, der gefühlt schon unter Abraham Lincoln als Berater für Nationale Sicherheit der USA durchstartete und in Kambodscha und Chile eine umstrittene Rolle spielte, ist in diesen Tagen hundert Jahre alt geworden. «Jahrhundertgestalten» (ARD-«Tagesschau»), die «unsterblich» («Tages-Anzeiger») sind, bringen stets ein wenig das Raum-Zeit-Gefüge durcheinander, wie Yoda aus «Star Wars», der es auf 900 Jahre brachte.
Nun soll es als Nächster Ron DeSantis richten oder «de Sentis», wie die Appenzeller dem republikanischen Trump-Herausforderer sagen. Neben dem Santis werden sicher Altmann Biden und der hohe Kasten Trump (1,9 Meter) bei den Präsidentschaftswahlen 2024 mitmachen. Besonders der Santis dürfte das Land in die Alpsteinzeit zurückführen. Verboten werden Abtreibungen oder Bücher wie auch Bier und Käse und Alpabzüge. In Santis’ Land wird es aber weiterhin Trogen geben. Aber keine Heiden mehr, man christianisiert von Grund auf neu, und es wird kein Stein AR auf dem anderen bleiben.
So, das reicht. Appenzell ist alles andere als Florida. Es ist zwar auch konservativ, aber nicht flach, sondern schön hügelig; und besonders die Hundwiler Höhe ist sehr empfehlenswert zum Wandern, wie ich über die Pfingsttage feststellen durfte. Wie auf weiteren Appenzeller Hügeln (Gäbris, Hoher Hirschberg, Kronberg) hat man zuoberst ein Gasthaus hingebaut. Die Idee ist bestechend, denn das zieht die Leute wie ein Magnet die Hänge hinauf, und von dort oben sehen sie die gesamte Schönheit, und das wird dann schnell politisch.
Man stellt sich nämlich schon vor, wie diese Landschaft aussähe, wenn überall solche nadeligen Windräder in die Wiesen gesteckt würden. Möglicherweise entwiche diesen lieblichen Hügeln die Luft, und sie sänken zusammen zu einem Holland, das tiefer als der Bodensee läge. Heiden würde zu Leiden und der Kronberg zu Groningen. Und überall würden die Tulpen statt der Enzian spriessen, der Appenzeller Käse würde zum Edamer degradiert, und das viele Gras, das die Bauern gerade über die sonnigen Pfingsttage gemäht haben, würde statt im Winter dem Vieh verfüttert halt einfach in den Coffeeshops verraucht werden.
Das soll aber kein Plädoyer gegen die Windkraft sein. Denn ausser im schönen Kanton Appenzell kann man in der Schweiz fast überall Windturbinen aufstellen, nur schon zwischen Winterthur und Gossau hats Platz dafür, überhaupt im gesamten Kanton Zürich. Also so schön sind jetzt die Hügelzüge des Irchels oder der Lägern oder des Albis auch wieder nicht, dass man da nicht eine Reihe Turbinen aufreihen könnte. Es gibt Skeptiker:innen, die behaupten, Windturbinen könnten die Erddrehung beeinflussen. Ja, das ist tatsächlich so. Diese Propellerturbinen treiben die Schweiz an, die Schweiz wird sich gegenüber vielen anderen Ländern schneller zu drehen beginnen, plötzlich dauert der Tag nur noch 23 statt 24 Stunden, und wir bewegen uns langsam ostwärts, sodass unser einst westeuropäisches Land plötzlich zur Freude der SVP an Russlands Grenze stösst und vielleicht bald davon einverleibt wird. Das ist Terraforming, überhaupt ein Schweizer Ding der Zukunft, wie unsere aktuellen Bergstürze zeigen. Und durch schmelzende Gletscher erodieren die Landesgrenzen, wie auf dem Furggsattel im Wallis zu Italien. In Österreich schob kürzlich ein Hangrutsch sogar einen Teil eines Dorfes nach Deutschland hinüber.
So können Schieberbanden ganze Grenzstädte wie Schaffhausen oder Genf schnell mal über Nacht ins Nachbarland schieben.
Kartograf Henri Dufour hat einst von Genf aus die Schweiz vermessen, heute droht sich das alles zu verschieben und auseinanderzubröckeln. Womit sich der Kreis schliesst und wir wieder beim anderen Henry, dem Kissinger, sind, der das womöglich auch alles noch erleben wird.
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Ruedi Widmer (Winterthur) empfiehlt deshalb der SVP die Annahme des Klimagesetzes.